XXIX | Die Solidarität

Ich glaube, das Wort, das in den letzten zweieinhalb Jahren am meisten missbraucht wurde, ist „Solidarität“. Im Zuge von Corona sind unter dem Deckmäntelchen der Forderung nach Solidarität die menschenverachtendsten Prozesse in Gang gesetzt worden und so gesehen, wurde nur dafür Solidarität eingefordert. Und auch jetzt im Umgang mit dem Krieg in der Ukraine wird die Solidarität dazu benützt, um politische Ansinnen ohne Widersprüche durchzusetzen.


Es fordern Leute Solidarität, die selber keinerlei Solidarität anbieten! Abstrus.


Ein wesentlicher Bestandteil der Solidarität ist, einen Schulterschluss gegen Machteingriffe bestimmter Gruppen zu bilden. Das bedarf gleicher Gesinnungen und Ziele, auf die man hinarbeitet. Und es sollten eigentlich Ziele sein, die dem Wohle der Menschen und Wahrung ihrer Rechte und Würde dienen, also zum Zwecke des Widerstands. Bisher war es nicht üblich, Solidarität für Ansinnen zu fordern, die sich gegen die Menschen richten.
Daraus ergibt sich logischerweise die Freiwilligkeit als grundsätzlicher Faktor.


Wenn Solidarität gefordert wird, ist sie nicht mehr freiwllig und wenn sie sich dann auch noch gegen die eigene Gruppe richtet, kann sowieso etwas nicht stimmen.


Also entspricht es der absoluten Logik, dass einerseits die Forderung nach einer Impfung, „um andere zu schützen“, nichts mit Solidarität zu tun haben konnte oder kann und wenn dann im Gegenzug gar Verfolgung und Diskriminierung von Menschen, die sich gegen einen Zwangseingriff in ihre Körperhoheit wehren, gefordert wird, ist die Solidarität überhaupt ad absurdum geführt.


Eines der krassesten Argumente war ja auch, sich dadurch mit dem Pflegepersonal solidarisch zu zeigen. Mit einem Pflegepersonal, das seit vielen Jahren um bessere Arbeitsbedingungen kämpft, das aber durch eine Totsparsystem immer weiter ausgebeutet wurde. Keine Sau hat sich darum geschert!
Und nun wurden mögliche Notstände in der Betreuung von Kranken damit begründet, weil sich Menschen nicht impfen lassen wollten. Und das als unsolidarisch propagiert.


Jeder halbwegs normale Mensch ist nicht daran interessiert, krank zu werden! Und jetzt auf einmal sollte das etwas mit Solidarität zu tun haben? Jetzt auf einmal machte man Menschen den Vorwurf, dass es unsolidarisch wäre, selbst gesund sein zu wollen. Vielmehr wurde ihnen untergejubelt, dass sie sich für andere gesund halten sollten und dass dies solidarisch wäre.
Wer aber seine Gesundheit dadurch schützte, dass er selbst auf sie achtete, und sie nicht medikamentenabhängig machte, bzw. keine unausgereifte Behandlung über sich ergehen lassen wollte, der wurde ausgegrenzt, beschimpft und diffamiert! Diese Menschen waren kein Fall für Solidarität.


Besonders erschreckend: Wie groß der Teil der Gesellschaft war, der auf den auf diese Schiene gebrachten Zug aufsprang und den Begriff Solidarität höchst eigenartig auslegte, indem diese Leute forderten, gesunde Menschen aus Gründen von postulierter „Solidarität“ einfach wegzusperren.


Manchmal denke ich sogar, dass es schon hilfreich wäre, wenn mehr Leute der deutschen Sprache besser mächtig wären, denn dann könnten sie oft viel schneller durchschauen, wenn Begriffe nicht ihrem Anspruch gerecht angewendet werden.


Und jetzt, im Umgang mit der Ukraine haben wir das gleiche Kuriosum. Aber bitte, man kann ja wohl nicht mit einem Land solidarisch sein. Sondern mit Gruppen der Bevölkerung. Die da selbstverständlich die Verfolgten sind, mit denen wir uns solidarisch zeigen sollten.


Die erste Frage ist nun gleich: Von wem verfolgt?

Denn ich z.B. möchte mich nicht mit den Ukrainern solidarisch zeigen, die ihr Heimatland seit Jahrzehnten unter eine Naziherrschaft zwingen und ihre eigenen Nachbarn unterdrücken. Andrerseits möchte ich mich jedoch selbstverständlich mit den Ukrainern solidarisch sehen, die von anderen Ukrainern bekriegt werden und nicht nur von den Russen.

Doch das ist eben genau die wichtige Differenzierung. Es geht eben nicht um „die Ukraine“, die unserer Solidarität bedarf.


Und weiter: Wie kann man sich solidarisch zeigen?

Sicher nicht, indem wir blind auf andere hinhauen, von denen wir eben gar nicht wissen, ob sie solche oder solche sind.
Ich denke immer, wenn meine Nachbarin Streit mir ihrem Mann hat, entsteht zuerst einmal die Frage, ob mich das etwas angeht und ob ich mich da dreinzumischen habe. Sollte ich merken, dass sie bedroht wird, ist es sicher nicht der richtige Weg, ihr eine Pistole in die Hand zu drücken. Der richtige Weg wäre wohl der Versuch der Mediation, und wenn das nicht geht, ihr Hilfestellungen zu geben, wenn sie angegriffen wird. Dass sie z.B. jederzeit zu mir kommen kann … Oder sie finanziell zu unterstützen, dass sie sich auf eigene Beine stellen kann … Ich denke, das wäre richtig verstandene Solidarität: Schutz und Unterstützung anzubieten. Aber doch keine Waffen!


Waffenlieferungen mit Solidarität zu begründen, ist ja wohl das obszönste.


Ich tu ja selten fernsehen, aber manchmal schaue ich mir Videos von Diskussionen an. Meist nur bis zu dem Zeitpunkt, wo irgendein Selbstgerechter auf einen andere*n Teilnehmer*in das Argument niedersausen lässt: „Dort sterben Kinder! Und Sie fordern einen Waffenstop? Kennen Sie keine Solidarität?“
Wieviele Kinder dort sterben, weil immer noch mehr Waffen und noch mehr geliefert werden, davon redet keiner. Und mir rollts die Zehennägel auf und ich schau mir was anderes an.


Aber auch jenseits der Waffenlieferungen haben wir mit Scharmützeln der Politiker zu tun, die ihr der Misere zugrundeliegendes Fehlverhalten damit sanktionieren wollen. So wird für die Teuerung, die nicht zuletzt auch durch diese unsäglichen und in der Mehrzahl unsinnigen Corona-Maßnahmen entstanden ist, wieder einmal Solidarität – diesmal mit „der Ukraine“ – eingefordert.
Wir sollen frieren, wir sollen hungern, wir sollen uns vieles nicht leisten können, aber nicht jammern oder gar aufbegehren. Aus Gründen der Solidarität! Na, geht’s noch?

Und immer mehr Geld wird verschleudert unter diesem Mäntelchen.


Dazu kommen noch die kuriosesten Ansinnen: Energie sparen, indem man die Heizung herunterdreht, nicht mehr täglich duscht und wenn, dann kalt, oder sich die ganze Familie in einem Badewasser tummelt. Auch die Wäsche muss man nicht täglich wechseln, also nicht so oft waschen. Und ganz wichtig: Kochen mit Deckel.


Und weil das unsere Dummbevölkerung ja nicht gleich versteht, hat unsere unglaubliche Umweltministerin das nun in einer Broschüre herausgebracht, die das in Bildern darstellt!


Aber allein in Wien wird es ca. 900 Adventstandeln geben, und kilometerweise überbordende Weihnachtswahnsinnsbeleuchtung. Dabei war die Rede davon, dass die Straßenbeleuchtungen zurückgeschraubt würden. Aha.

Auch der kleinste Ort hat Adventlichterglanz auf der Hauptstraße, und natürlich ebenfalls einen eigenen Adventmarkt.
Und noch ein ganz besonderes Beispiel: Auf den grünen Berghängen sind schon die Schneekanonen aufgestellt. Was in meinen Augen ja schon in „Normalzeiten“ ein vollkommener Anachronismus ist.


Und jetzt frage ich: Was hat das alles mit Solidarität zu tun?
Und vor allem, mit wem ist man denn da solidarisch?
Meines Erachtens nach lediglich mit denen, die ihren Machtanspruch demonstrieren wollen, auch wenn sie keinerlei Durchblick und Empathie haben, alles verschleudern und für die Skrupel ein Fremdwort ist. Aber deren Propagandamaschinen erstklassig funktionieren und die damit einen viel zu großen Teil der Bevölkerung erreichen, der darauf anspringt.

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