XVIII | Belohnung muss sein

Der Interviewer fragte den Gesundheitsminister:
„Werden die Geimpften es nicht als ungerecht ansehen, wenn nun alle Maßnahmen fallen und Ungeimpfte wieder überall hingehen dürfen? Sie haben sich impfen lassen und die, die es nicht getan haben, und sogar der Impfpflicht nicht folgen, dürfen dennoch das gleich wie sie.“

Hä?

Ich monologisiere jetzt einmal ein paar Gedanken zum Begriff Impfung einfach so vor mich hin.

Es gibt ein Virus, das eine gefährliche Krankheit auslösen kann.
Dann gibt es eine Impfung, mit der ich mich vor dieser schützen kann. Egal jetzt, ob vor der Krankheit direkt oder nur vor einem schweren Verlauf.
Aus diesem Grund lasse ich mich impfen.

Ich bin jetzt dann geimpft und vollimmunisiert, wie man so schön sagt. Ich kann mich frei bewegen, überall hingehen, fühle mich sicher, weil geschützt.

Nun gibt es Leute, die schützen sich nicht auf diese Weise. Vielleicht auf andere, vielleicht auch nicht. Die gehen auch überall hin. Sie können allerdings bei Ansteckung schwer erkranken.

Jetzt frage ich mich: Was geht das eigentlich mich an, ob die sich anstecken oder nicht. Ob sie schwer erkranken oder nicht.
Ich habe ja für meinen Schutz gesorgt.
Wieso muss ich dafür belohnt werden, dass ich eine Behandlung für mich in Anspruch genommen habe, um mich zu schützen? Und wieso muss diese Belohnung so aussehen, dass andere nicht die gleichen gesellschaftlichen Möglichkeiten haben wie ich?
Ist denn nicht die gratis und großzügig von der Regierung zur Verfügung gestellte Impfung schon Belohnung genug?

Aha. Ich bin gar nicht geschützt. Mich kann ein anderer anstecken.
Oje. Jeder. Geimpft oder ungeimpft.

Gleiche Frage noch einmal:
Wieso muss ich dafür belohnt werden, dass ich ich eine Behandlung für mich in Anspruch genommen habe, um mich zu … ja was eigentlich …?

Mit schützen kanns nicht stimmen. Denn das tut sie ja offensichtlich nicht.
Die Frage muss also in eine Forderung umgewandelt werden:
Ich muss dafür belohnt werden, dass ich den Politikern geglaubt habe, ihrem Willen gefolgt bin, und mich gleich dreimal mit etwas behandeln ließ, das mir vielleicht sogar schaden könnte, ohne ausreichend geschützt zu sein. Dafür hab ich mir jetzt aber schon ein Zuckerl verdient.

Denn meine Mama machte das auch so. Die sagte, iss den Spinat, und du wirst groß und stark. Und dann darfst du machen was du willst. Aber zuerst musst du machen, was ich will. Und wenn du nicht groß und stark wirst, hast halt ein Pech gehabt. Aber wenn du brav bist, also deinen Spinat isst, auch wenn du nachher speiben gehen musst, bekommst du ein Zuckerl. Doch dein Bruder, der nicht brav ist, und den Spinat ausspuckt, bevor ihm schlecht wird, der kriegt keines.

Das Zuckerl der Gegenwart lautet also:
Nur ein Geimpfter darf ohne gesellschaftliche Einschränkungen anstecken.

Und weiter geht meine lästige Fragerei.

Was kratzt es einen Geimpften, ob ein Ungeimpfter Strafen kassiert oder nicht?
Er selbst ist nicht davon betroffen. Er muss auch die Strafe für den anderen nicht bezahlen.
Wieso fühlt er sich benachteiligt, wenn ein Ungeimpfter keine Strafe bezahlen muss, und ganz normal am gesellschaftlichen Leben teilnimmt?

Noja, hab‘s ja schon geschrieben: weil seine Mama ihn so erzogen hat …

Darüberhinaus glaube ich aber auch, dass sich die Geimpften einfach schön langsam doch verarscht fühlen und ihren Unmut darüber, dass sie sich zu sinnlosen Behandlungen und Maßnahmen drängen ließen und lassen, nun mit Zuckerbrot für sich und Peitschen gegen andere kompensieren wollen.

 

 

 

 

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